Vom Einfachen und vom Komplexen

Bilder erschließen sich in verschiedenen Ebenen.

Die Grundlage bildet die intuitive Erkenntnis: Das Bild sagt mir was oder eben nicht.

Wenn ich denke: „Das Bild hat was!“, dann ist das eine Einladung, eine Schicht tiefer zu gehen – und es zu erforschen.

Ich tauche ein in das Geflecht des Bildes, seiner Bezüge, Energien, Farben, Formen und Emotionen.

Das führt mich durch ein komplexes Feld von Beobachtbarem.

Bin ich da durchgegangen, dann gelange ich an den Punkt, wo das Bild in meinem Herzen ankommt und ich ein Gefühl dafür entwickle.

Die intuitive Erkenntnis löst sich ein.

Dieser Prozess braucht etwas Zeit und Aufmerksamkeit. Geduld vielleicht und Liebe.

Leben gewinnt, 2024, 50/50 cm, Acryl auf Leinwand, 715 €

In meinem Ringen um Sichtbarkeit auf Instagram und Tiktok gelange ich schnell zur Erkenntnis, dass sich viele diese Zeit und Aufmerksamkeit für einen mehrstufigen Prozess der Entfaltung eines Werkes nicht gönnen.

Es kommt auch bei mir die Frage auf: Soll ich mich einfacher Effekte bedienen, die simpel, schnell und effektvoll Aufmerksamkeit erregen und noch schneller verstanden und abgehakt werden können?

Fühle ich mich ungenügend gegenüber diesem Wunsch des unkomplizierten Konsums?

Halte ich es mit Kalil Gibran in seinem Gedicht „Defeat“ und setze mich über diesen Wunsch kraftvoll hinweg?

„Defeat, my Defeat, my shining sword and shield,

In your eyes I have read

That to be enthroned is to be enslaved,

And to be understood is to be leveled down,

And to be grasped is but to reach one’s fullness

And like a ripe fruit to fall and be consumed.“

Ich weiß es nicht.

Die Position des Wunsches nach Einfachheit hat etwas.

Es ist, als wolle mich diese Haltung – oft vorschnell von Intellektuellen verworfen – zu einem Kern hinlenken, so wie auch ein Bild durch seine komplexen Bezüge zu seinem Kern führt.

Fühle ich in diese Haltung hinein, dann erkenne ich zwei Wege:

Einer geht plump dem betäubenden Dröhnen des intensivsten Sinnesreizes nach.

Im anderen, da spüre ich eine Sehnsucht nach einer Einfachheit und Klarheit der Welt. Wäre es nicht wundervoll, die Welt wäre einfältig, gleißend in goldenem Licht, überströmend von Liebe?

Diese Sehnsucht verstehe ich und vermag auch ein effektvoll schnell aufflackernder Post sie nicht zu stillen, so schätze ich sie als Wunsch und Wille.

Es ist der Wille, in der Welt anzukommen, die jetzt dämmert.

Eine neue Welt – strahlend in goldenem Glanze göttlicher Liebe.

Nimm Dir die Zeit für diese Welt.

Sie schimmert schon überall hindurch.

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